In Hamburg wird am Wochenende gewählt. Auf abgeordnetenwatch gingen ein paar Fragen und Antworten zu Freier Software ein. Leider nicht ganz so schön wie bei der Bundestagswahl 09, aber vielleicht doch für den ein oder anderen hilfreich. Hier ein paar Auszüge in alphabetischer Reihenfolge ohne Kommentar:

  • Gabriele Albers (GRÜNE): "Ich finde, dass Freie Software und freie standardisierte Dateiformate überall dort eingesetzt werden sollten, wo es möglich und sinnvoll ist. Da ich aber weder im Bereich Bildung noch in der Verwaltung beschäftigt bin, kann ich Ihnen leider nicht sagen, wie dort dieses Thema aktuell gehandhabt wird.Der Hamburger Landesverband der Grünen hat bereits vollständig auf Open-Source umgestellt. Wir Grüne unterstützen aber nicht nur die freien Formate, sondern möchten darüber hinaus auch einen Open-Data-Prozess anstoßen - natürlich unter Berücksichtigung des Datenschutzes. Denn öffentlich finanzierte Daten wie digitale Karten, Statistiken und Gutachten gehören der Allgemeinheit und sollten auch allgemein zugänglich sein."
  • Anne Alter (Piratenpartei): Die Piratenpartei setzt sich ausdrücklich für die Verwendung von Open Source in Bildung und Verwaltung ein, da es mehr Flexibilität bedeutet, mehr Offenheit im Datenaustausch, geringere Kosten, und nicht zuletzt auch mehr technische Transparenz. Closed Source und insbesondere proprietäre Systeme erzeugen höhere Kosten und oft einen "vendor lock", man bindet sich damit an bestimmte, teure Hersteller (und häufig nocht teurere Consultants). Daneben rechtfertigen die Unterschiede in den Leistungsmerkmalen z. B. zwischen MS Office und OpenOffice kaum noch den zu zahlenden Preis. [...]
  • Kersten Artus (DIE LINKE): "Für Freie Software gibt es gute Argumente: Sie ist kostenlos, unterliegt freien Lizenzen, kann von allen im Code eingesehen und verändert werden, ist bisher kaum anfällig für Viren und andere Schädlinge, ist üblicherweise nicht von einer Firma abhängig. Ausschlaggebend ist für mich allerdings, dass Freie Formate für die zukünftige Lesbarkeit von Daten wichtig sind. Wer versucht, mit zum Beispiel "MS Office 2003" erstellte Daten mit einer aktuellen Office Version zu lesen, braucht zuerst einen "Patch". Freien Lizenzen und offene Formate garantierten die Lesbarkeit der Daten auch noch in vielen Jahren. Sollte ein Programm vom Markt verschwinden, so finden sich schnell Menschen, die zumindest die Schnittstellen anpassen."
  • Wulf Beleites (Die Linke): "Also: Nicht nur eine Freie Sofware im Öffentlichen Leben, sondern auch die reibungslose und benutzerfreundliche Praktizierung im Umgang mit öffentlichen Daten. Es gibt ein Informationsfreiheitsgesetz, das aber von Behörden und Ämtern immer noch mit dubiösen Begründungen (Wettbewerbsrecht) und hohen Nutzerkosten blockiert und umgangen wird."
  • Jens Kerstan (GRÜNE): "Wir sind als Abgeordnete der GAL-Fraktion an das FHHNET angebunden und im Rahmen dieser Anbindung verpflichtet, die zur Verfügung gestellte Software zu benutzen. Das sind im Falle der Freien und Hansestadt Hamburg alles reine Microsoft Produkte. Politisch befürworten wir allerdings den Einsatz von Open Source Software. Unser Landesverband, also die Partei, nutzt Open Source, sowohl serverseitig, als auch bei den Anwendungen."
  • Dr. A.W. HEINRICH Langhein (CDU): "Grundsätzlich befürworte ich den Einsatz offener Standards. Zur Förderung freier, quelloffener Software sollten insbesondere öffentliche Stellen Open-Source-Software verwenden, sofern diese alle erforderlichen Leistungsmerkmale aufweist. Daten sollten bevorzugt in offenen Formaten gespeichert werden, um den Anwendern die freie Auswahl der eingesetzten Programme zu ermöglichen."
  • Jens Meyer (FDP): "Als liberaler setze ich auf Wettbewerb und auf Vielfalt. Wenn "freie" Software zur Verfügung steht, sollte diese auch eingesetzt werden können. Die zwangsweise Verwendung bestimmter, lizensierter Software sollte nicht vorgeschrieben sein. Ich halte es allerdings für wichtig, dass Urheberrechte geschützt bzw. eingehalten werden, denn geistiges Eigentum ist genauso wie materielles Eigentum schutzbedürftig. Es sollte aber jedem frei stehen, selbst zu entscheiden, ob er gerade im Internet sein geistiges Eigentum frei gibt oder anderen nur über Lizenzvereinbarungen überlässt. Genauso sollte auch jeder über die Verwendung verschiedener Software selbst entscheiden können."
  • Dr. Till Steffen (Grüne): "Als Abgeordnete der GAL-Fraktion sind wir an das FHHNET angeschlossen. Das bringt es mit sich, dass wir die zur Verfügung gestellte Software benutzen müssen - alles reine Microsoft Produkte. Wir befürworten allerdings den Einsatz von Open Source Software. Der GAL-Landesverband, also die Partei, hat vollständig auf Open Source umgestellt.
  • Katharina Wolff (CDU): "Soweit ich das Thema durchdrungen habe, würden quellenoffene Formate, also freie Software, dazu führen, dass die großen Softwareriesen wie beispielsweise Microsoft nicht an jeder Verwaltung der Welt mitverdienen und Texte auch für jedermann zugängig wäre, der kein kommerzielles Programm benutz. Ein Zugang für eine möglichst große Masse von Menschen, gerade im Bereich Bildung, kann ich nur begrüßen! Auch eine freie Wahl der Software fände ich gut. Dass Microsoft damit sehr viel verdient finde ich hingegen nicht schlimm, da dort ja in der Entwicklung der Programme auch viel geleistet wurde.Ein Argument spricht in meinen Augen aber schlicht gegen eine Umstellung hin zu freien standardisierten Formaten: Es würde eines unglaublichen Aufwandes bedürfen und somit sehr viel Geld kosten. Eine Umstellung hätte wenn zu einem sehr viel früheren Zeitpunkt erfolgen müssen. Ich denke, dass man momentan lieber Gelder, falls ein Haushalt zusätzliche Gelder zu bieten hat, in andere Bereiche des sozialen Bereiches investieren sollte, da unser Sozialsystem, die nächsten Jahre sonst vor arge Probleme gestellt wird. Ich sehe dort in der frühkindlichen Bildung, in kleineren Klassen und in einer Optimierung im Bereich Pflege bessere Optionen, um im sozialen Bereich Geld auszugeben.